Christine Anlauff wurde 1971 in Potsdam geboren und absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Buchhändlerin, ehe sie 1990/91 das Abitur in einem Militärobjekt bei der NVA/Bundeswehr nachholte. Nach zwei Jahren als Freizeitpädagogin studierte sie ab 1993 Geschichte und Archäologie, später Literaturwissenschaften, an der HU Berlin und der Uni Potsdam.
Während dieser Zeit entstanden Prosatexte und Lyrik für das studentische Literaturjournal der Potsdamer Universität. Ihre Erfolge und einige Prämierungen bei Literaturwettbewerben, ermunterten sie zu ihrem ersten Roman „Good morning Lehnitz“, der 2005 im G. Kiepenheuer Verlag erschien.
C.A. lebt heute als freischaffende Autorin und Mutter von vier Kindern in Potsdam.
Ihr Werk umfasst überwiegend belletristische Prosa, aber auch Lyrik, Theaterstücke und Essays. Desweiteren schreibt sie regelmäßig für den Ohrenbär rbb/NDR und moderiert zusammen mit dem Autor Torsten Seifert (Tropen Verlag) vierteljährlich die kulinarische Lesebühne „Lecker Lesen“ in Potsdam.

Christine Anlauff liest aus Der Fall Garnisonkirche, erschienen im be.bra Verlag.

Textprobe

Allen bedeutenden Taten wohnt ein magischer initialer Moment inne: Ein Satzfetzen, von einem vorbeischlendernden Dichter aufgeschnappt, zündet den Funken für einen epochalen Roman. Ein Soldat schnitzt in einer Kampfpause in Gegenwart eines gewitzten Fürsten an einem Pferd für seinen Sohn und kurz darauf zerfällt Troja zu Asche. Ein griechischer Mathematiker steigt ins Bad, fühlt seinen Körper erstaunt auftreiben, und 2000 Jahre später kreuzen Stahlkolosse von hunderttausend Tonnen über die Weltmeere, als wären es Enten.
Oder das Lesen einer Annonce.
Es ist nur ein unauffälliger Vierzeiler in einer dieser kostenlosen Wurfzeitungen, die man mit hinauf genommen hat, um seine regennassen Schuhe auszustopfen. Zufällig bleibt der Blick beim Auseinandernehmen der Zeitung auf der Seite mit den Inseraten hängen. Und dann auf dieser Anzeige.
Die erste Reaktion: Neugier, gemischt mit Bedauern. Eine Yacht, selbst eine so betagte wie diese, sprengt den Rahmen der Möglichkeiten. Dann Staunen angesichts der technischen Daten. Und plötzlich senkt sich ein rostiger Anker in die Seele.
Auf einmal ist alles wieder da: Der Wind auf dem Grienericksee, die vertrauten Gespräche, das abendliche Knallen der Sektkorken, nahezu ungetrübtes Glück. Bis, ohne Vorankündigung, der Schlag in die Magengrube kommt. Die Welt trübt sich ein und verliert die Konturen. Natürlich ist das nur ein vorübergehender Zustand, aber man weiß jetzt, wie Galle schmeckt.
Was man noch nicht weiß: Dass dem ersten Jahre später ein zweiter Schlag folgen wird.
Wie von selbst wandern die Augen von der Anzeige zur Wand über dem Schuhregal, wo zwischen anderen das Filmplakat von „Dead man walking“ hängt.
Verdammt. Jeden Tag gehst du an diesem Poster vorbei, warum hast seine Botschaft nicht früher begriffen?
Weil es noch nicht dran war. Weil der magische Moment fehlte. Erst jetzt ist er gekommen, in Form dieser Anzeige. Genau zur richtigen Zeit.
Tja, dead man, noch ahnst du es nicht, aber du hast soeben die Zielgerade betreten. Genieße sie!

Bibliografie

2005 „Good morning Lehnitz“ , Roman, G. Kiepenheuer Verlag
ISBN: 978-3378006614
2010 „Katzengold“ Roman, Kiepenheuer Verlag (Deutscher Katzenkrimi- Preis)
ISBN: 978-3378006973
2011 „Zungenschlag richtig“, hochroth Verlag
ISBN: 978-3942161053
2012 „Katzenmond“ Roman, Aufbau Verlag
ISBN: 978-3746628424
2014 „Schnurr mir das Lied vom Tod“, Pieper Verlag
ISBN: 978-3492302432
2014 „Die schönsten Potsdamer Sagen und Legenden“, bebra verlag
ISBN: 978-3861246848
2015 „Der Fall Garnisonkirche“, Roman, be.bra Verlag
ISBN: 978-3898095372
2016 „Gestorben wird immer“, Roman, be.bra Verlag
ISBN: 978-3898095433
2019 „Frühlingsschimmern“, Hörbuch, Audible -Exklusivproduktion
Rundfunk: ( rbb, NDR)
2007 „Isbart und Emil“
2009 „ Florians kurze Zeit mit der Langeweile“
2011 „Der geniale Dr. Mumpitz“
2015 „Opa Langbeins Reise“
2016 „Arthur und der Worthüter“
2018 „Gut, dass es Dr. Mumpitz gibt“
Theater
2008 „Isbart“, UA Hans Otto- Theater Potsdam, Pegasus –Verlag Berlin