Kristian Pech

Textprobe

Im Gras liegen

Gehalten werden auf magische weise
weich berührt die erde meinen rücken
Mich überschwemmt die himmelsweite
gibt mir das atmen vor und den puls
Körperverhaftet bin ich bin körperlos
bin ohne gedanken bin hellsichtig
Tiefer als sonst kann ich erinnern
meine geburt und die winzigen tode
Und weiß etwas vom gehen für immer
über die kante des grases hinaus
das mich festhält auf magische weise

Balkon in diesem fernen Seebad

Von unten dröhnendes atmen des ozeans Von schräg oben das geklappere der möven die gelbe krebse aufs glasdach werfen und mit heißhunger auszuweiden beginnen Später aus der seitengasse das pulsen einer trommel Ein seltsames perkussives gemisch das unerwartet beruhigend wirkt Zwei reisende gleiten auf ihren liegen in einen nicht eben kurzen mittagsschlaf Und jeder in einen metatraum von weite und welt und von tiefstem bewußtsein

Steillage

Das vornüberhängende winzerhäuschen
dem schon tür und fenster fehlen
nahm ein alter weinstock in besitz
Er schuf eine hohe sattgrüne warte
eine verzauberte eine balsamische
Aufs gemäuer kletternd aufs gebälk
verflechten sich reben mit reben
und reben hängen als schleppe herab
Die übermenge des weinlaubs flüstert
im feuchtwarmen wind philosophisches
Durchs rebholz dick wie ein winzerarm
hört man drängend strömen den saft

Lyriker, Nachdichter, Erzähler

1946 in Frankenthal/Oberlausitz geboren
1965 Abitur an der Goetheschule Bischofswerda
Facharbeiterbrief eines Agrotechnikers
Redaktionsvolontär in Dresden und Dippoldiswalde
1967 bis 1969 abschlussloses Journalistikstudium in Leipzig
Brauereiarbeiter, anschließend freier Autor
1993 bis 1997 in Cottbus bei einer Stadtverordnetenfraktion angestellt
seither technischer Mitarbeiter einer Arztpraxis

Preise

Erich-Weinert-Medaille, 1975
Carl-Blechen-Preis, 1990